SOLIDARITÄT – wash-your-hands-but-break-the-silence

Unsere Genoss:innen von der URA Dresden sind seit einiger Zeit auf Lesvos unterwegs. Der folgenden Aufruf zur Solidarität stammt von der Website der URA Dresden. Weiterhin folgt ein Aufruf zu einer Transpiaktion am 21.03. dem Internationalen Tag gegen Rassismus:

Wash your hands – but break the silence!

by URA Dresden · Published March 18, 2020

Ja, Corona. Hierzulande gibt es seit Tagen Aufrufe zur Solidarität. Solidarität mit den Coronaerkrankten und den potentiell Gefährdeten. Solidarität mit denen, von denen jetzt erst bekannt zu werden scheint, dass sie eventuell auch “systemrelavant” sein könnten, die aber seit jeher prekär beschäftigt sind. Die wenig, bis gar keine Anerkennung für ihre Tätigkeiten erfahren haben und deren Berufszweige ob der Logik des Kapitals, der Logik von Verwertbarkeit und Effizienz, teils kaputtgewirtschaftet wurden. Ja. Bezahlt die Angestellten des Einzelhandels, des Gesundheits- und Pflegesektors endlich fair und schätzt sie mehr wert. Und auch die Rufe nach einem bedingungslosem Grundeinkommen sind richtig und wichtig! Doch bei all der Solidarität, verliert nicht den Blick über den Tellerrand!

Menschen sollen sich hierzulande zu Recht von anderen fernhalten, Hände waschen und überhaupt rücksichtsvoll miteinander umgehen. Auf Lesvos, im Geflüchtetenlager von Moria, ist dies schlicht unmöglich. Doch keine*n interessiert es. Das Lager Moria, in welchem Asylsuchende festgehalten werden, damit sie bloß nicht in die mitteleuropäische Wohlfühlzone vordringen, ist seit Jahren lediglich dazu da, diese zu internieren. Ausgelegt ist es auf 3000 Menschen, doch verelenden dort aktuell 20.000 bis 25.000 Menschen. Unter Bedingungen, die schlicht lebensgefährlich und menschenverachtend zu nennen sind. Sie warten teils Jahre auf ihr Asylverfahren und es wird alles dafür getan, damit die Hilfesuchenden kein europäisches Festland betreten. Europa hält sie fern von seinen Pfründen. Europa, unter Federführung Deutschands, zeigt sein wahres Gesicht. Die Europäische Union ist eine Wirtschaftsunion und keine Solidargemeinschaft

Die Zustände in Moria sind seit Jahren unhaltbar. Jetzt kommt das Coronavirus hinzu. Ein Ausbruch wäre fatal. Schon jetzt versucht die EU mit Hilfe der griechischen Regierung alles, um Menschen an den Außengrenzen des Wirtschaftsraums aufzuhalten. Griechenland schickt Polizeieinheiten und Militär, auch auf Inseln wie Lesvos. Beobachter*innen vor Ort sprechen vom Krieg gegen die Flüchtenden. Die EU, unter der CDU-Politikerin von der Leyen, subventioniert diesen Krieg gegen Hilflose mit 700.000.000€. Es ist zu befürchten, dass sich das Virus auch in Moria ausbreitet. Was dann passiert? Sehr wahrscheinlich wird das Lager militärisch abgeriegelt und die zigtausend Menschen werden sich selbst und dem Tod überlassen. Aktuell gibt es drei Ärzt*innen und viel zu wenig professionelles Gesundheitspersonal vor Ort.

Am Montag, den 16. März 2020, kam es zu einem Brand in Moria. Die beengten und menschenunwürdigen Bedingungen erschwerten die Löscharbeiten. Mindestes 3 Menschen kamen um ihr Leben, darunter mindestens 1 Kind. Dieser tragische Vorfall verdeutlicht einmal mehr, wie unerträglich die Lebensbedingungen vor Ort sind und dass der griechische Staat keinerlei Interesse am Schutz dieser Menschen hat.

Wenn sich die deutsche Politik dafür entscheidet, der Drecks-AfD vermeintliche Protestwähler*innen abspenstig machen zu wollen und dem rechten Volkszorn nach dem Maul zu reden, anstatt die Menschen aus der Hölle von Moria zu retten, sind humanistische Werte verloren. Dann braucht hier niemand mehr von Menschenlichkeit zu sprechen und auch linke Wohlfühlrethorik wird den Menschen vor Ort nicht helfen. Hier geht es nicht mehr nur um das utopische Ziel “Grenzen auf, überall!” sondern hier muss schnellstens gehandelt werden! Moria muss evakuiert werden, den Menschen ein sicherer Hafen geboten werden! Dafür braucht es einen möglichst breiten gesellschaftlichen Druck!

Viele Städte hierzulande haben angekündigt, als “sicherer Hafen” bereit zu stehen – und nur die Bundesregierung steht dem noch im Weg. Lasst uns den Druck erhöhen, damit Kaltland ein wenig Wärme zeigt!

Wir müssen klar machen, dass die Evakuierung der fliehenden Menchen auf den griechischen Inseln endlich passieren muss! Wir haben hier verdammt nochmal alle genug (von allem), auch genug Platz!

Um auf die Situation im Lager Moria aufmerksam und das Thema im öffentlichen Raum präsenter zu machen, haben wir gestern im Stadtgebiet mehrere Soli-Plakate verklebt. Unter anderem wurde Plakte am Hauptbahnhof, Postplatz und am Schlesischen Platz angebracht.

Außerdem befinden sich gerade Aktvist*innen von uns vor Ort auf Lesbos. Eine detaillierte Beschreibung der Situation findet ihr in unserem Interview von Alternative Dresden News.

SOLIDARITÄT MIT SCHUTZSUCHENDEN IN GRIECHENLAND UND DER EU-AUßENGRENZE
TRANSPI SOLI-AKTION
21.3.2020 – Int. Tag gegen Rassismus

Solidarität und Zusammenhalt sind in einer Krisenzeit wie dieser notwendiger denn jeh.
Corona stellt alle andere Themen in den Schatten – die humanitäre Katastrophe an der EU-Außengrenze und die Gewalt gegen Menschen auf der Flucht besteht jedoch weiterhin – auch wenn dies kaum mehr Eingang in die mediale Berichterstattung findet. Menschen, die in den vielfach überfüllten Lagern auf Lesbos und Samos festgehalten werden, haben keinen Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung und damit auch keine Chance sich gegen die um sich greifende Corona-Pandemie zu schützen. Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, werden an der europäischen Außengrenze mit Tränengas und Wasserwerfern zurückgedrängt und sind der Gewalt von Grenzbeamten und faschistischen Gruppierungen ausgesetzt. Es darf nicht sein, dass der Schutz von Grenzen wichtiger ist als der Schutz von Menschenleben!
Wenn sich alle darauf einigen können, dass alle Menschen im Falle einer Pandemie das Recht haben, geschützt zu werden, dann müssen sich auch alle darauf einigen können, dass alle Menschen beim Überschreiten der Grenzen und bei der Suche nach Sicherheit ein Recht auf Schutz und Asyl haben.
Am 21.3.2020 ist Int. Tag gegen Rassismus und ihr seid eingeladen euch von der Quarantäne aus bei dieser solidarischen Transpi-Aktion zu beteiligen und mitzumachen.
Was ihr braucht: Stoff oder ein Leintuch, Farben und Pinsel, ein Fenster oder einen Balkon und ein wenig Zeit 😉
Wir rufen dazu auf Solidarität mit Schutzsuchenden an der EU-Außengrenze zu zeigen und am 21.3. die Botschaft von unseren Wohnungen aus auf die Straßen, die Innenhöfe und in die Öffentlichkeit zu tragen. Nicht wegschauen – hinschauen. Zeigt Haltung, bezieht Position und bleibt solidarisch!
Unter dem Hashtag #grenzentöten könnt ihr gerne eure Fotos posten.
Seid kreativ und erfinderisch. Sonst sind hier beispielhaft ein paar Slogans angeführt die verwendet werden können:
• Grenzen töten – sicher Fluchtwege schaffen
• Nein zur Festung Europa
• Solidarität trotz Corona – Refugees welcome!
• Solidarität hier, jetzt und überall – auch für Schutzsuchende in Griechenland!
• Stop violence – open the border
• Say it loud, Say it clear, Refugees are welcome here!
• #wirhabenplatz
• No dirty hands- no dirty deals! EU Türkei Deal stoppen!
• Grenzen auf- Lager evakuieren- Gesunheitsversorgung für ALLE!


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