Unser Redebeitrag bei der Kundgebung „Nicht auf unserem Rücken“ am 5. Dezember 2020 in Leipzig:
Seit Anfang des Jahres breitet sich das Corona-Virus auf der ganzen Welt aus und bedroht dabei Millionen Leben und Existenzen. Schon im ersten Lockdown im Frühjahr zielten die Maßnahmen vor allem darauf ab die Wirtschaft am Laufen zu halten statt tatsächlich alle Menschen vor dem Virus zu schützen.
So blieben große Betriebe wie Tönnies oder Amazon geöffnet. Bei Tönnies in Gütersloh verbreitete sich das Coronavirus rasant, hunderte von Menschen steckten sich an. Die Schuld dafür wurde in rassistischer Manier den „Fremdarbeitern“ gegeben und nicht etwa den ungenügenden Hygienemaßnahmen und dem ausbeuterischen System des Fleischkonzerns.
Im Sommer flaute die Pandemie ab und verschaffte uns eine kurze Atempause. Anstatt Vorbereitungen für die zweite Welle zu treffen, ließen die Regierenden die Zeit ungenutzt verstreichen. Der sächsische Ministerpräsident b ehauptete diese Woche „Wir hätten das Virus unterschätzt“. Das ist eine dreiste Lüge. „Wir“ haben das Virus nicht unterschätzt. Wir haben das Virus ernst genommen und versucht in unseren Häusern und Vierteln füreinander da zu sein. Wir waren für Risikogruppen einkaufen. Wir haben uns Hygienemaßnahmen ausgedacht, damit das Café um die Ecke weiter laufen kann. Wir haben auf die Kinder von Freunden und Freundinnen aufgepasst, deren Arbeit als nicht relevant genug für die Kinderbetreuung galt. Wir haben Masken getragen und Abstand gehalten.
Politisch hingegen wurde es versäumt sinnvolle Maßnahmen einzuleiten, um Risikogruppen zu schützen und die Krise des Gesundheitssystems zumindest nicht weiter zu verschärfen. Die bestehenden Maßnahmen zielen wiederum einzig und allein darauf ab, das Wirtschaftssystem auf auf Biegen und Brechen am Laufen zu halten. Das sonstige gesellschaftliche Leben liegt brach.
Wir nehmen das Virus ernst und sind bereit bestimmte Maßnahmen mitzutragen, die uns und andere schützen. Wir sind aber nicht bereit Maßnahmen zu akzeptieren, bei denen die Reichen noch reicher werden, während ein Großteil weiter ackern muss und ausgebeutet wird.
Diese Krise ist mehr als nur eine Gesundheitskrise. Sie zeigt sich in vielen Bereichen der Gesellschaft. Sie zeigt sich in Kneipen, Kitas und Schulen, beim Pflegepersonal, bei Wohnungslosen und Arbeiter*innen und bei vielen anderen und an vielen anderen Orten.
Sie alle müssen für eine Krise zahlen, von der einige Wenige profitieren.
Die Maßnahmen treffen viele von uns hart und sorgen für eine hohe psychische Belastung. Neben den finanziellen Einschnitten, die viele erleiden, lassen die Einschränkungen viele schöne Dinge wegfallen, die wichtig für uns sind: Sei es Sport, der Abend in der Kneipe oder Kinobesuche. Und dennoch wissen wir, dass bestimmte Maßnahmen notwendig sind, um unsere Großeltern, Eltern, Risikogruppen und uns selber zu schützen.
Wir wollen Danke sagen, an all die die sich Tag für Tag im Krankenhaus, der Kita oder den Schulen abrackern. Aber auch an all die, die Rücksicht nehmen und sich freiwillig einschränken um andere zu schützen.
Lasst uns dieser Krise weiterhin solidarisch begegnen und das Virus und seine Folgen ernst nehmen! Lasst uns den wirren Erzählungen der sogenannten Querdenker und den verfehlten Maßnahmen der Regierenden und Herrschenden unsere Idee entgegensetzen.
Unsere Idee der Solidarität gegen ihr neoliberales Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell! Wir knüpfen an Forderungen an, die wir schon vor der Pandemie stark gemacht haben: Für die verbesserte Arbeitsbedingungen im Pflegebereich, für bezahlbaren Wohnraum für alle, für eine gerechte Verteilung des Wohlstandes, für die Umwälzung unserer Gesellschaft von unten.
Die Coronapandemie wird irgendwann vorbei sein. Unsere Kämpfe für ein solidarisches Miteinander und eine befreite Gesellschaft sollten weitergehen!