Wir dokumentieren hier unsere und die Redebeiträge von CopWatchLE von der gemeinsamen Fahrradtour „EntnazifizierungJetzt„. An verschiedenen Stationen in Leipzig wiesen wir auf die Verquickung von Justiz- und Sicherheitsbehörden mit extrem rechten Strukturen hin.
Wir stehen hier vor den Räumlichkeiten der Burschenschaft Germania. Die Leipziger Burschenschaft Germania ist eine extrem rechte Studentenverbindung aus Leipzig. Sie gehört dem extrem rechten Dachverband Deutsche Burschenschaft an. Ihre Mitglieder rekrutiert sie aus verschiedensten Spektren der rechten Szene, von AfD und Identitärer Bewegung bis hin zur NPD. Sie bezeichnen sich selbst als „die Germanen“.
Überregional bekannt geworden ist die Burschenschaft durch eine Chat- und Facebookgruppe. Beide wurden im September 2015 gegründet. Beide rekrutierten sich aus Mitgliedern der Leipziger Burschenschaft Germania und deren Partnerinnen.
Warum sind sie so interessant?
Der Name des Chats „Zuflucht Beuden“ verrät auch gleich, was die Gruppe vorhatte: Bis an die Zähne bewaffnet wollen sich die Ärzte, Steuerberater, Sozialpädagogen und Reservisten der Bundeswehr im Krisenfall im kleinen Ortsteil Beuden der Gemeinde Krostitz in Nordsachsen verschanzen. Und der Ernstfall bedeutet für sie Tag X, der„Rassenkrieg“. Den fühlen sie Mitte 2015 immer näher kommen. Im Chat diskutieren sie über die möglicherweise illegale Beschaffung von Waffen und die Teilnahme an Wehrübungen beim Reservistenverband der Bundeswehr.
Die Teilnahme an illegalen Schießtrainings war regelmäßig Thema im Chat. Einer der Hauptprotagonisten, Michael Volker Schuster, besitzt auch privat Schusswaffen und seit 2009 einen Jagdschein. Den zu erwerben, empfahl er auch mindestens einem anderen Burschschaftler. Denn dieser sei„eine vergleichsweise günstige Investition zur Vorbereitung auf den großen Rassenkrieg“.
Mehrere Germanen waren eng mit der AfD verbunden, neben Schuster arbeitete auch Hannes Rother (auch Leipziger Burschenschafter) sogar für die sachsen-anhaltische AfD-Landtagsfraktion.
Unter den Bundesbrüdern, die sich nach außen stets als traditionsbewusste Konservative geben, waren Ton und Sitten schon lange eher rau und braun. In E-Mails grüßten sich die Germanen jahrelang mit „Heil Dir!“, wahlweise auch mit „Donnernden Heilsgrüßen“ oder, wie Schuster es mitunter tat, mit „Heil und Sieg“. Als die extrem rechte Deutsche Burschenschaft vor über 10 Jahren einen Ahnenpass einführen wollte, schrieb Schuster einen Text, mit dem er begründen wollte, warum nicht arische Menschen „in der Burschenschaft“ nichts zu suchen hätten. Ich würde den Text jetzt hier nicht wiedergeben, er strotzt vor menschenverachtender Sprache.
Was hat Axel Knoll damit zu tun?
Im Frühjahr 2015, der Hochphase von Pegida und Legida sendete ein Alter Herr, also ein nicht mehr aktiver Student, der Rechtsanwalt, Christoph Lutz, eine Email an zwei Dutzend Germania-Mitglieder, in der er zum Angriff auf eine bekannte Leipziger Politikerin aufruft. Diese Email erhält auch Axel Knoll. Knoll war damals Staatsanwalt und ist mittlerweile Richter am Landgericht Leipzig (zwischendruch war er kurz Richter in Dresden.) Laut dem MDR-Journalisten Thomas Datt soll Knoll die Burschenschaft Germania verlassen haben, nachdem die Vorgänge um die Chatgruppe „Beuden“ öffentlich wurden.
Ob Knoll versucht hat mäßigend auf seine Burschenschaftsbrüder einzuwirken, ist nicht bekannt. Unklar ist auch, ob er die Germania verlassen hat, weil er die Vorgänge skandalös fand oder weil er seine Karriere nicht ruinieren wollte.
Die Frage bleibt, nicht nur inwieweit staatliche Institutionen von dem Treiben der Neonazis und Prepper informiert waren, sondern auch, ob diese gedeckt wurden. Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz, welches mit Gordian Meyer-Plath damals von einem Burschenschafter geführt wurde, erklärte gegenüber der taz, nichts von „extremistischen“ Bestrebungen von Burschenschaften im Land zu wissen.
Quellen:
https://lsa-rechtsaussen.net/sieg-heil-herr-hauptmann-rechte-prepper-in-der-bundeswehr/
https://idas.noblogs.org/?p=2470