Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte // Wochenendseminar mit Moritz Zeiler am 25.–26.05.2024 in Leipzig
„Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce.“ (Karl Marx)
Immer wieder besteht in Krisenzeiten die Hoffnung, dass sich damit auch gute Chancen für linke Organisierung und emanzipatorische Veränderung der Gesellschaft eröffnen. Versuche, die Krisenerscheinungen abzuwehren oder gar durch gesellschaftliche Gegenmacht umzukehren, gelingen jedoch oft nicht. Außerdem hat die Linke kein Monopol auf Kapitalismuskritik . Auch rechte Bewegungen und Parteien nutzten und nutzen die Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen und warben und werben für die Alternative einer anderen, autoritäreren gesellschaftlichen Ordnung. Häufig waren und sind sie dabei erfolgreicher wie die Linke – wie der historische Faschismus und Nationalsozialismus, aber auch gegenwärtige autoritäre und faschistische Mobilisierungen und Wahlerfolge in zahlreichen Ländern zeigen.
Karl Marx verfasste in seiner Schrift „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ eine detaillierte Analyse des Scheiterns der Revolution von 1848 in Frankreich und dem folgenden Sieg der Konterrevolution. Bonapartes Diktatur beruhte auf der Unterstützung des Bürgertums und des Militärs, genoss aber auch erhebliche Sympathie unter der bäuerlichen und arbeitenden Bevölkerung. Mit Schnaps und Wurst, vor allem aber populistischer Agitation und charismatischer Führung mobilisierte Louis Bonaparte erfolgreich bäuerliche und (lumpen)proletarische Massen.
Im zwanzigsten Jahrhundert diskutierten sozialdemokratische und kommunistische Linke, ob sich der italienische Faschismus und der deutsche Nationalsozialismus mithilfe der Marxschen Bonapartismusschrift analysieren und Mussolini und Hitler sich als zeitgenössische Nachfolger Bonapartes begreifen lassen. Auch in den Einschätzungen aktueller autoritärer Entwicklungen weltweit finden sich vermehrt Bezüge auf den Marxschen Text. Sind Trump, Erdoğan, Orban etc. moderne Bonapartisten? Gibt es bei Marx Hinweise für die Deutung des „Superwahljahrs 2024“ und der drohenden rechten Formierung?
Im Seminar werden Ausschnitte aus „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ von Marx gelesen und diskutiert. Zudem werden Bonapartismustheorien von Otto Bauer und August Thalheimer sowie aktuelle Debatten einführend vorgestellt.
Es ist kein Vorwissen vonnöten. Zudem soll es ein einstiegsfreundliches Seminar mit angenehmer Diskussionsatmosphäre werden!
Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert und ist Mitglied der Gruppe associazione delle talpe. Veröffentlichungen: Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik, Berlin 2022 (Herausgabe mit Valeria Bruschi), Materialistische Staatskritik. Eine Einführung, Stuttgart 2017 sowie zusammen mit associazione delle talpe Herausgabe der Textsammlungen Staatsfragen. Einführungen in die materialistische Staatskritik, Berlin 2009 sowie Maulwurfsarbeit I-VI, Berlin/Bremen 2010- 2022.
Anmeldung bitte per Mail an: prisma[ät]inventati[dot]org