Im der vergangenen Monat wurde die Bäckerei bzw. das Casa mit Steinen angegriffen. Dabei wurden Fenster großflächig beschädigt und durch den darauffolgenden Polizeieinsatz auch das Bauamt eingeschaltet, was sehr hohe Kosten für die Betroffenen zur Folge hat. Wir möchten hiermit zu diesem Angriff klare Stellung beziehen.
Wir verurteilen den rassistischen Angriff auf die Bäckerei als linkes BIPOC-Hausprojekt!
Als Begründung für den Angriff wurde in einem (mittlerweile gelöschten) Statement auf Indymedia angeführt, dass die Bäckerei Veranstaltungsort für mehrere „Rote Gruppen“ aus dem orthodox-marxistischen Spektrum ist. Auch wir haben Dissens mit den Positionen dieser Gruppen, sowohl zum sogenannten Nahost-Konflikt als auch zu Vorstellungen einer emanzipatorischen Gesellschaft und anderen Politikfeldern. Widerspruch gegen antisemitische Äußerungen ist wichtig und notwendig. Gruppen, die den Überfall der Hamas feiern, sind zu kritisieren, ihnen ist zu widersprechen und sie können keine Verbündeten im Kampf für eine solidarische Gesellschaft sein. Projekte, die diesen Gruppen Räume zu Verfügung stellen, müssen sich mit dieser Kritik auseinandersetzen.
Trotzdem ist für uns eine Sache klar: Solch ein Angriff ist aus vielen Gründen – insbesondere in Zeiten von extremer rassistischer Stimmungsmache und Hetze bis weit ins „bürgerliche“ Milieu hinein – die völlig falsche Antwort auf einen inhaltlichen Dissens innerhalb des linken Spektrums. In den letzten 4 Jahren sind so viele Menschen in Deutschland durch rassistische Gewalt getötet oder verletzt worden wie schon lange nicht mehr.
Wie kann man als „Antifa“ in Leipzig zu dem Entschluss kommen, dass es eine gute Idee ist, das einzige BIPoC-Hausprojekt in Leipzig nachts anzugreifen und damit eine weitere Bedrohung für Rassismusbetroffene darstellen? Ehrlich gesagt sind wir sprachlos bei so viel Ignoranz für gesellschaftliche Verhältnisse.
Die Bäckerei ist ein Ort linker Infrastruktur. Wer linke Infrastruktur angreift und beschädigt, schadet uns allen, weil wir alle diese Orte nutzen und brauchen, weil wir alle mindestens mittelbar die entstandenen Kosten mittragen. In Zeiten, in denen nicht nur in ländlichen Regionen linke und alternative Infrastruktur immer mehr ins Straucheln gerät, weil Förderungen gestrichen werden, Kosten steigen und die Bedrohungslage durch Nazis (insb. auf dem Land) immer größer wird, sollte man als Antifa genug Weitblick haben, um zu verstehen, dass mit solchen Angriffen nichts erreicht wird außer Spaltung und Angst an den falschen Stellen.